Improvisation in der Musik
ist für mich eine Art „musikalische Umgangssprache“, die es mir erlaubt, mich mit meinen eigenen „Worten“ bzw. Klängen musikalisch auszudrücken. Dies kann mit Klängen des Alltags geschehen oder mit einem Instrument, auf dem ich viele Jahre lang täglich geübt habe. Es kann sich im Konzert mit MusikerInnen von internationalem Rang ereignen oder in einer Workshopgruppe mit musikalisch völlig Unerfahrenen.
Als Form des Musizierens
bietet mir Improvisation die Möglichkeit, eigene Musik zu erfinden. Besonders spannend ist diese Form der Kreativität in einer Gruppe. Wie in einem guten Gespräch inspirieren sich die SpielerInnen gegenseitig und können so Ideen entwickeln, auf die sie alleine nicht gekommen wären. Wie wirkungsvoll die Kreativität von Gruppen ist, zeigt sich übrigens jährlich bei der Vergabe der Nobelpreise für die Wissenschaften – überzeugende Forschungsergebnisse werden offenbar meist von Teams erzielt.
Musiklernen durch Improvisation
nimmt sich zum Vorbild, wie Kinder sich die Welt aneignen, nämlich durch eigenständiges Erforschen und Ausprobieren. Eine Pädagogik, die diesen Aneignungsprozess unterstützt, ist nicht belehrend, sondern begleitend und hat vor allem die Aufgabe, Spiel- und Erfahrungsräume zu öffnen, die den SpielerInnen wichtige Erkenntnisse ermöglichen. Diese Herangehensweise bezeichne ich als Kreative Musikpädagogik. Sie betrifft einerseits das Erlernen von Improvisation, ist aber auch in allen anderen Bereichen der Musikpädagogik sinnvoll, beispielsweise im Instrumentalunterricht oder für das praxisbezogene Erwerben musiktheoretischer Kenntnisse und natürlich im schulischen Musikunterricht.
Improvisieren
ist in fast allen musikalischen Stilen möglich. Ich bevorzuge die sogenannte Freie Improvisation, die keine Skalen, Harmonie- oder Rhythmus-Schemata braucht. Der Klang an sich ist das musikalische Material. Frei improvisieren(d) lernen heißt dann Gestaltungserfahrungen sammeln, Musik „von innen heraus“ verstehen lernen und sich einlassen auf den musikalischen Fluss. Das erfordert Wachheit im Augenblick und intensives Lauschen auf die Mitspieler ebenso wie auf den musikalischen Prozess.
Frei improvisieren bedeutet in jedem Moment selbstverantwortlich zu handeln, Eigenes einzubringen und zugleich als Kollektiv zu agieren. Insofern kann ich beim Improvisieren – modellhaft und im Kleinen – eine soziale Utopie erproben und erleben.
Das exploratorium berlin
ist der Ort, an dem ich seit 2004 meine Ideen umsetze: Improvisation im künstlerischen und pädagogischen Kontext, mit professionellen Improvisationsmusikern und Workshopleitern aus aller Welt, für jung und alt, Erfahrene und Unerfahrene, im praktischen Tun und mit theoretischer Hinterfragung.